Erstellt am: 09.11.2021 21:00
Von: Pfr.in Ulrike Heinrich, Sachsenweiler-Steinbach


Gutav Adolf

Streitbare Glaubensvielfalt


„Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ Unter diesem Motto aus dem Galaterbrief 6,10 wurde am 6.November 1832 das Gustav-Adolf-Werk gegründet, also heute vor 189 Jahren. Somit ist das Gustav-Adolf-Werk das älteste bundesweite evangelische Hilfswerk in Deutschland. Der Verein hilft „evangelischen Gemeinden, ihren Glauben an Jesus Christus in Freiheit zu leben und diakonisch in ihrem Umfeld zu wirken“. Partner sind protestantische Minderheits-kirchen, die überall auf der Welt verteilt sind. Das Gustav-Adolf-Werk unterstützt seine rund 50 Partnerkirchen beim Gemeindeaufbau, bei Gebäuderenovierungen oder beim Kauf bzw. Neubau von Kirchenräumen. Weiter hilft das Werk bei der Ausbildung von kirchlichen Mitarbeitern.

Interessant ist der Namensgeber der Organisation: Gustav Adolf, der König von Schweden, der als 17-Jähriger 1611 den Thron bestieg und am 6. November 1632 im Dreißigjährigen Krieg bei der Schlacht in Lützen im heutigen Sachsen-Anhalt tödlich verwundet wurde. Und da sehen wir schon die Verbindung zu Deutschland und zum Gründungsdatum des Gustav-Adolf-Werks an seinem 200.Todestag. Von den deutschen Protestanten wurde Gustav Adolf als Vorkämpfer, Held und Retter des deutschen Protestantismus idealisiert. Mit Gründung des Gustav-Adolf-Werks wollte man das Gedenken an das Eingreifen der Schweden im Dreißigjährigen Krieg hochhalten, wodurch eine drohende Niederlage der Protestanten verhindert wurde, was aber der Schwedenkönig mit seinem Tode bezahlte. Bis heute wird beim Gustav-Adolf-Werk darauf hingewiesen, dass es ohne seinen Einsatz in Deutschland, zumindest fürs Erste, keine Glaubensfreiheit und Glaubensvielfalt mehr gegeben hätte.

Über den Namensgeber wurde indes auch viel gestritten. So war der als Kriegsherr auftretende König eine Herausforderung innerhalb der gegenwärtigen EKD. Nach eigenen Angaben distanziert sich das Gustav-Adolf-Werk deshalb auch ausdrücklich von militärischer Gewalt als Mittel der Glaubensverbreitung. Vielmehr betont das Hilfswerk wie auch seine Vereine, sich für die bedrängten evangelischen Minderheiten mit zivilen Mitteln wie Spenden, Bildungsmaßnahmen und moralischer Unterstützung einzusetzen. So wie der Dreißigjährige Krieg durch den Westfälischen Frieden sein Ende fand, soll heute der Friede und die Unterstützung und Hilfestellung von Gemeinden im Vordergrund stehen.

Pfr.in Ulrike Heinrich, Sachsenweiler-Steinbach


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