Erstellt am: 04.03.2022 00:00
Von: Pfarrer Dr. Hans Joachim Stein, Murrhardt


Üben!

Sieben Wochen ohne Stillstand.


Quelle: „7 Wochen Ohne/Getty Images“

Am Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Die evangelische Kirche stellt sie in diesem Jahr unter das Motto: „Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand“. Während andere auf Nikotin, Alkohol oder Süßigkeiten verzichten, will uns die evangelische Kirche das Üben schmackhaft machen.

Üben – Was löst das Wort bei Ihnen aus? Im besten Falle Motivation: „Ich will unbedingt etwas lernen, eine Sprache, ein Musikinstrument, eine Sportart …“ Es macht glücklich, etwas zu können. Vor allem Kinder – und nicht nur sie – sehen das aber oft anders: „Ich will nicht Klavier üben, ich will raus und spielen.“ Wir halten fest: Üben macht nicht nur Freude, Üben macht auch Arbeit und braucht Überwindung.

Auch den Glauben muss man üben. Das kann auf ganz verschiedene Weise geschehen, denn Glaube geschieht mit Kopf, Herz und Hand. Ich kann ein Buch lesen, das mich zum Nachdenken über Gott bringt, oder im Gespräch mit meinen Mitmenschen Antworten auf die großen Lebensfragen suchen. Ich kann festen Formen folgen, mit Stilleübungen, Beten und Singen. Ich kann mich für andere engagieren, Kinderfreizeiten leiten, Kranke besuchen oder im Weltladen mitarbeiten. All das übt den Glauben. Und es hängt von der eigenen Persönlichkeit ab, wer welche Weise wählt.

Doch die Übung im Glauben ist wie auch das Vokabelpauken und Klavierlernen kein Selbstläufer, ich muss mich immer wieder neu aufraffen und überwinden. Auch die Glaubensübung braucht also Disziplin. Aber die lohnt sich. Die Übung im Glauben hält uns geistlich beweglich. Nur eine regelmäßige Übung verhindert den Stillstand. Nur die regelmäßige Übung gibt Gott die Chance, uns immer wieder neu zu erreichen.

Ein Ende der Übung gibt es nicht. Ich kann nie sagen: Das war’s! Jetzt ist es geschafft, jetzt bin ich am Ziel, jetzt bin ich im Glauben vollkommen. Der Glaube wächst und vertieft sich lebenslang. Es bleibt also bis zum letzten Atemzug spannend!

Machen Sie sich das Fastenmotto zu eigen. Üben Sie Ihren Glauben neu ein. Erst einmal nur sieben Wochen lang. Und vielleicht ja auch darüber hinaus …

Pfarrer Dr. Hans Joachim Stein, Murrhardt


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