Sieben Wochen ohne Sorgen

Sei nicht verzagt! Die Bibel macht uns Mut.

Am Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Die einen verzichten auf Schokolade oder Alkohol, andere schränken ihren Handykonsum ein. Die evangelische Kirche ruft in diesem Jahr zu sieben Wochen ohne Verzagtheit auf. Sieben Wochen lang keine Verzagtheit, Mutlosigkeit und Sorge.

Verzagt werden lässt uns in diesen Zeiten vieles, nicht nur der Krieg in der Ukraine, der nun schon seit einem Jahr tobt – und ein Ende ist nicht in Sicht. Dass so viele Menschen in diesen Wochen krank und erschöpft sind, zeigt, dass die Krisen und Schreckensnachrichten zu groß und viel geworden sind – wenn es der Seele zu viel wird, streikt irgendwann auch der Körper.

In der Bibel gibt es eine Figur, die sinnbildlich für all das steht, was Menschen mit Schrecken erfüllt, einschüchtert und verzagen lässt. Ich meine den Riesen Goliat. Er tritt auf als ein Schwergewicht von 2,80 Meter Größe, eingekleidet in einen 60 Kilogramm schweren Panzer. Erhebt er seine Stimme, zittern die Israeliten. Keiner wagt es, sich diesem Koloss entgegenzustellen.

Doch, einer wagt es: der kleine Hirtenjunge David. David stellt sich vor den Riesen ganz ohne Schwert, Schild und Panzer, bewaffnet nur mit seiner Steinschleuder und dem Vertrauen auf Gott. Der Riese muss lachen: Dieser Zwerg will es mit ihm aufnehmen? Doch bevor er sein Schwert heben kann, zielt David mit flinker Hand und schleudert einen Stein direkt auf Goliats Stirn. Der Riese wackelt und fällt um wie ein morscher Baum.

Was hat David geholfen, diesen ungleichen Kampf zu gewinnen? Ich glaube: Er hat sich von dem Riesen, der ihm vor Augen stand, nicht blenden lassen. Wie drohend und gefährlich er auch daher kommt, er ist nicht allmächtig. Auch er hat eine Schwachstelle. Die erkennt David und nutzt sie.

Nicht jeder Tyrann lässt sich so leicht bezwingen. Aber es tut gut, sich von der Geschichte daran erinnern zu lassen: Nichts und niemand ist so groß und mächtig, dass ich ihm hilflos ausgeliefert wäre. Jeder großspurige Riese ist in Wahrheit nur ein verwundbarer Zwerg. Schon dieses Wissen allein kann mir helfen, in Krisenzeiten den Kopf zu heben und neuen Lebensmut zu fassen.

Pfarrer Dr. Hans Joachim Stein, Murrhardt