Die Zeit ist reif

Rebellion oder Gebet - Dem Vorbild Daniels fogen

Ein junger Mann spürt: die Zeit ist reif für Veränderung. In diesen Krisen geschüttelten Zeiten muss etwas Neues passieren!

Erstaunlich ist dabei: Er kann mit Fug und Recht sagen: Diese Suppe, die haben uns andere eingebrockt. Trotzdem zeigt er nicht mit dem Finger auf andere und er klagt niemanden an: „Die da sind schuld!“ Statt dessen sagt er: Ich gehöre dazu, auch ich trage Verantwortung für die verfahrene Lage.

Er steht vor der Wahl: Rebelliere ich gegen die bestehenden Machtstrukturen? Will ich für Veränderung kämpfen und sie im Zweifel auch mit Gewalt herbeiführen? Oder setze ich den Marsch durch die Institutionen fort, um das System für meine Ziele zu nutzen? Seltsamerweise tut er keines von beiden.

Er legt sich hin. Aber nicht, um zu schlafen – sondern um zu beten! Er redet mit Gott. Spricht aus, wie er die Lage sieht. Er betet: „Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ So hören wir von Daniel aus dem gleichnamigen Buch der Bibel (Dan 9,18).

Daniel macht mit seinem Gebet klar: so wenig, wie er mit oder gegen die herrschenden Mächte kämpfen will, so wenig will er Gott selbst seinen Willen aufzwingen. Er schlägt Gott keinen Deal vor. Er versucht nicht, Gott irgendwie zu manipulieren. Denn er weiß: wer gegen Gott kämpft, zieht immer den Kürzeren. Wer gegenüber Gott auf seine eigene Leistung pocht oder gar andere anklagt, der wird sich dabei sehr schnell die Blöße geben.

Daniel dagegen gibt sich ganz in Gottes Hand. Er vertraut sein Schicksal und das seines Volkes der Gnade Gottes an. Wenn Gott nicht will, dann hilft auch alles kämpfen nichts. Daniel vertraut aber darauf: dieser Gott, zu dem ich bete, er war in der Geschichte barmherzig. Er will nicht, dass Menschen zugrunde gerichtet werden und verloren gehen, sondern er will, dass sie auf den rechten Weg zurückfinden und ihr Leben wiederhergestellt und heil wird.

Daniels Gebet wurde von Gott beantwortet. Ja, noch mehr, Gott hilft ihm und seinem Volk.- aus freien Stücken, ohne Kampf und Manipulation. An ihm können wir sehen: Es lohnt, mit Gott zu rechnen, auf ihn zu vertrauen – und zu beten!

Auch unsere krisengeschüttelten Zeiten rufen nach etwas Neuem. Wir können uns Daniel als Beispiel nehmen – und anfangen zu beten.

Pfr. Dr. Ralf Bürzele, Evangelisches Pfarramt Althütte