Erstellt am: 03.02.2024 09:05
Von: Manfred Zoll, Weissach im Tal


Aus Liebe

Woraus denn sonst?


Liebe ist der Stoff, aus dem der ganz große Kitsch in zahllosen Soaps und Serien gemacht wird. Aber auch die großen Träume entspringen der Liebe. Was klein beginnt, wird irgendwann auf eigenen Füßen stehen und eigene Wege gehen. 

Nun beschreibt die sogenannte Jahreslosung 2024 (ein ausgelostes Motto, das den Kirchen für das ganze Jahr als Leitmotto dienen kann) eben diese Liebe in herausfordernder Weise: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Alles, wirklich alles? Das klingt anstrengend! „Ist das nicht zuviel verlangt? Ist dieser hohe Anspruch nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt?“ Schließlich sollte man den Mund nicht zu voll nehmen … Der vielstimmige Widerspruch eint sich in einem Wort: unerfüllbar!

Ist die Liebe nicht nur Stoff zum Träumen, sondern muss nun als Druckmittel oder Prüfschema für Stress oder Kontrolle dienen? Nein, biblische Worte sind zuerst Zuspruch und Verheißung; also nimmt Satz die Wendung: „Lasst alles, was ihr tut, aus Liebe geschehen.“ In dem kleinen Wort „aus“ steckt der Schlüssel: Wir tun vieles aus Angst oder Sorge, aus Wut oder Zorn, manchmal aus Neid, Ärger oder aus erlittenen Verletzungen heraus, die man vor sich herträgt. Manches tut man engstirnig oder mit zusammengebissenen Zähnen. Aber wer aus der Sorge lebt, wird sich sorgen. Wer aus der Angst lebt, hat Angst. Wer seine schlechten Erfahrungen oder Verletzungen hochhält und sich zurückzieht, ist wie jemand, der mit nacktem Po jammernd auf dem Nagelbrett sitzt und die Schmerzen duldsam erträgt. Also: Es hilft, sich zunächst Gedanken zu machen, was sind die Beweggründe für mein Tun. Um sich dann der Liebe Gottes anzuvertrauen, anzuschmiegen, anzuhangen – damit alles Tun nicht von Negativem und dem Bedürfnis nach Abgrenzung geprägt wird, sondern von der starken Kraft Gottes.

Die Idee von „Alles, was ihr tut, das tut aus Liebe“ bedeutet: Zieht ein in das Haus der unerschöpflichen Liebe. Lehnt euch an Gott an, damit euer Tun in seiner Liebe wurzelt. Sie gibt euch Geborgenheit. Aus diesem Schutzraum heraus könnt ihr leben, träumen, genießen und das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen gestalten. Aus dieser Liebe heraus werdet ihr Krisen und Niederlagen durchstehen. Aus der Liebe werdet ihr mit Fehlern, Versagen oder Schuld umgehen lernen und – soweit es an euch liegt – Wege der Vergebung und Versöhnung gehen. Egal was kommen wird: Liebe ist wie ein gemütliches Zuhause, wie eine bergende Heimat, in der man sein darf, wie man ist, in der man niemandem – und schon gar nicht dem himmlischen Hausherrn – etwas vorspielen muss, sondern himmlisch ehrlich sein kann ohne Angst. So lasst alles geschehen, aus der Liebe Gottes.

Diakon Manfred Zoll, Weissach im Tal.
www.manfredzoll.de

 

 


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