Erstellt am: 08.10.2022 22:29
Von: Barbara Monauni, Kreisdiakonieverband


Der Himmel hängt voller Geigen

Grenzen achten


Der Himmel hängt voller Geigen, als Sara ihren Freund Thomas heiratet. Leicht war ihr Leben bisher nicht immer, doch nun scheint eine glückliche Zukunft vor ihr zu liegen. Thomas ist aufmerksam und überrascht sie immer wieder mit kleinen Geschenken. Bereits wenige Wochen nach ihrem Kennenlernen macht er ihr einen Heiratsantrag. Das Tempo mit dem Thomas ihre Beziehung intensiviert, ist Sara immer wieder zu schnell. Gleichzeitig gab es noch nie einen Mann, der so vehement um sie geworben hat. Bald nach der Hochzeit wird Sara schwanger. Noch bevor ihre Tochter zur Welt kommt, lernt Sara eine andere Seite von Thomas kennen. Ein fehlendes Glas beim Abendtisch oder eine offene Tür bringen ihn in Rage und enden in lautstarken Vorwürfen über ihre Unfähigkeiten. Beim ersten Vorfall ist Sara zunächst perplex und versucht ihren Mann mit der Beseitigung der Störung zu beruhigen. Die Ausraster von Thomas wiederholen sich. Irgendwann schlägt er zu. Am nächsten Tag tut es ihm leid, doch gleichzeitig bekräftigt er, dass ihr Verhalten die Ursache seiner Reaktion sei. Lange kann sich Sara nicht aus der Spirale von Gewalt und Versöhnung befreien. Erst mit Hilfe der Beraterin für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, erfährt Sara etwas davon, wie sie gelernt hatte, mit Grenzen umzugehen und wie wenig sie ihre eigenen Grenzen schützen kann. Bereits als kleines Kind hielt sie ihre Wünsche oft zurück. Zuwendung erlebte sie eher als Belohnung für ein Verhalten, das den Eltern diente. Oft dachte sie, sie sei schuld an den vielen Streitigkeiten zwischen Mama und Papa.

In der Beratung beginnt Sara, sich selbst als Person schätzen und lieben zu lernen, mit allem, was sie ausmacht. Und sie macht Erfahrungen mit dem Maß an Grenzen, die sie für eine gute Beziehung mit anderen Menschen braucht. Es ist ein langer Weg, sich selber zu lieben und gut im Kontakt mit anderen zu sein. Im Alten und Neuen Testament ist diese Fähigkeit mit den Worten beschrieben: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Man könnte auch sagen: Den anderen als Mensch achten und lieben, setzt voraus, dass ich meine und seine Grenzen achte. Getragen ist dieser Gedanke vom Glauben an einen Gott, der den Menschen liebt und annimmt und seine Grenzen wahrt.

Barbara Monauni,
Fachbereichsleitung Paar-, Familien- und Lebensberatung beim Kreisdiakonieverband


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