Erstellt am: 23.03.2024 07:44
Von: Pastor Moritz Starke, Evang. Freikirchl. Gemeinde (Baptisten) Backnang


Muss man vergeben können?

Aber wie sähe unser Leben anders aus?


Jens Spahn sagte in der akuten Pandemiezeit: „Wir werden einander viel zu vergeben haben!“ Und, haben Sie vergeben? Oder wurde Ihnen
vergeben? Hatten Sie etwas zu vergeben? Viele Risse, die während der Pandemie mitten durch viele Familien ging, sind nach wie vor vorhanden. Vielleicht sind daraus inzwischen tiefe, unüberwindbare Gräben geworden. Familienfeste werden gemieden. Gespräche auf das Nötigste reduziert. Diese Risse zeigen sich auch bei anderen politischen oder gesellschaftlichen Themen.

Haben wir dem nichts entgegen zu setzen? „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34) Das sind eine der letzten Worte Jesu, noch hängt er am Kreuz. Er bittet für die, die ihn verraten haben. Ihn allein gelassen haben. Ihn geschlagen und gedemütigt haben. KÖNNTEN wir das? WOLLTEN wir das überhaupt?  Ich denke, ich könnte nicht ohne Weiteres meinem Peiniger vergeben! Und vielleicht konnte es Jesus auch nicht! Jesus hat oft im Namen Gottes gesprochen und gehandelt, Menschen geheilt, von Sünden losgesprochen. Aber hier legt er das Schicksal der Menschen ganz in die Hand Gottes, seines Vaters. Damit lebt er, was er gepredigt hat: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ (Mt 5,44)

Ändert diese Haltung, diese Bitte irgendetwas an seiner Situation? Äußerlich wohl kaum, aber innerlich! Und wie! Es zeigt, dass Jesus ein himmlisches „Ja!“ zum Leben in sich trägt – ein Ja, das sich aus der Kraft der Liebe Zu dieser Welt speist. Was wäre denn die Alternative? Hass! Hass, der sich fatal in die Tiefen unserer Seele Frisst. Beziehungen zerstört, zu sich selbst, zu anderen.  

Hass ist der Feind des Lebens! Vergeben können ist letztlich eine Frage der Quelle, aus der Sie leben. Jesus selbst verwies auf seinen himmlischen Vater als Quelle der Versöhnung. Äußerlich hat das – zunächst – nichts verändert. Erst von Ostersonntag, seiner Auferstehung, fällt neues Licht auf seine Bitte. Und bei uns? Selbst Psychologen wissen um die befreiende Kraft der Vergebung – für die eigene Seele.

Aber vielleicht kann aus diesem inneren Vorgang mit Gottes Hilfe ein Äußerer werden. Dass Menschen, die entzweit waren, wieder Aufeinander zugehen. Miteinander reden. Wieder miteinander leben anstatt gegeneinander. Das jedenfalls täte dem Leben in unserem Land sehr gut, auch wenn man Vergeben nicht Müssen kann. Aber man könnte es ja mal drauf ankommen lassen, „mit Gottes Hilfe“, wie wir Christen sagen. Wollen Sie es wagen?
Immer wieder neu? Es lohnt sich!

Das meint Ihr Pastor Moritz Starke


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