Erstellt am: 12.04.2010 18:54
Von: Pfr. Dr. Jörg Schneider, Murrhardt


Der Schäfer

Gedanken zum Hirtensonntag Misericordias Domini am 18.4.


Der kommende Sonntag heißt im Kirchenjahr Miserikordias Domini – „die Barmherzigkeit des Herrn“. Ostern ist gerade zwei Wochen vorbei. Die Osterbotschaft klingt noch in den Ohren: Christ ist erstanden! Trotz solchen Nachrichten: „Krieg“ in Afghanistan, Missbrauch von jungen Menschen in schulischen und kirchlichen Einrichtungen, wirtschaftliche Erholung nur in bestimmten Bereichen, Naturkatastrophen. Es gibt kaum einen Bereich, in dem es nach Ostern nicht gleich aussähe wie zuvor. Das ist die Spannung des Osterglaubens: Auf der einen Seite ist nichts mehr so, wie es war, andererseits ist alles geblieben. Die Barmherzigkeit Gottes erstreckt sich auf den Menschen in dieser Spannung. Gott ist barmherzig, obwohl Menschen vor wie nach Ostern ihr Handeln und Denken nicht verändert haben. Gott ist barmherzig über den zaghaften Glauben. Denn er weiß, wie schwer es sein kann, den Glauben gegen den Schein zu leben. Gott ist barmherzig über die Welt: Hätte er sie nicht schon längst untergehen lassen müssen angesichts all der Gottwidrigkeit? Gottes Barmherzigkeit zeigt sich in der Geschichte von Jesus Christus. In Jesus Christus ist Gott sichtbar geworden. Und er hat alles auf sich gezogen: das Leid, die Gottwidrigkeit, den Tod. Das schafft den Raum für die Barmherzigkeit uns gegenüber. Diese Barmherzigkeit wird gern mit der Fürsorge eines Schäfers für seine Herde verglichen. Für einen Schäfer sind seine Tiere Lebensgrundlage. Er hat zu seinen Schafen eine innige Beziehung. Er kennt jedes einzelne, er tut alles für sie, sie sind seine Herzensangelegenheit. Die Schafe sind ohne den Hirten verloren. Er sorgt für sie, auch wenn sie sich verirren. Er geht ihnen nach. Diese religiöse Erkenntnis hat der Psalm 23 in dieses Bild gebracht: Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Im Schutz dieser Barmherzigkeit lässt sich die Osterfreude in der Welt feiern, und die Spannung zwischen Sein des Glaubens und Schein der Welt aushalten. Kontakt: Pfarrer z. A. Dr. Jörg Schneider Evangelische Kirchengemeinde Murrhardt Pfarramt Oetingerhaus

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