Erstellt am: 25.02.2010 18:51
Von: Dekan i.R. Dieter Eisenhardt, Backnang


Dorothea

jeder Mensch ist ein Geschenk Gottes - auch in schwierigen Begegnungen...


In manchen Kalendern steht unter dem 6. Februar „Dorothea“. Der Name erinnert an ein junges Mädchen, das wegen seiner Treue zum christlichen Glauben gefoltert und schließlich getötet worden ist. Das war in Cäsarea, in der inneren Türkei vor über 1700 Jahren. Wer weiß, dass es im östlichen Mittelmeerraum christliche Gemeinden gibt, die bis in die Anfänge der Kirche zurückreichen, Christen, die auch in unseren Tagen Verfolgung und Tod leiden? Dorothea erinnert mich an eine schöne Erfahrung in meiner Pfarrerzeit an der Backnanger Matthäuskirche. Ulrike, die Tochter meines Kollegen machte ihre ersten Sprechversuche: Mama und Papa und Auto und Haus, und dann kam ein Wort, das überraschte, weil es niemand bei der Kleinen vermutet hat. Deutlich hörbar tönte es aus dem Munde des Mädchens:“ Dorothee“. Eine zeitlang war jeder Mensch „Dorothee“, die Eltern und die Nachbarn und auch der Bruder von der Landstraße, der an der Tür des Pfarrhauses klingelte. Dorothea heißt „Gabe Gottes“. Das hat mir sehr zu denken gegeben und ich bin dankbar, dass mir das immer wieder eingefallen ist, gerade in Situationen, in denen ich große Mühe hatte Andere und mich selber recht wahrzunehmen. Ich bin überzeugt, das überraschend ausgesprochene Wort ist mir nicht zufällig eingefallen, es ist mir heilsam zugedacht, ein Liebesgeschenk von oben, das mich daran erinnert: Jeder Mensch, von Papa und Mama angefangen, bis hin zum letzten Menschen auf der Straße ist „Dorothea“., ein Gottes Geschenk. Seit Gott beschlossen hat als Kind in einem Stall zur Welt zu kommen, gibt es niemand, den Gott nicht liebt. Diese Sicht des Menschen hat mir manches mal geholfen, bis hinein in sehr schwierige Verhandlungen und hoffnungslos zerfahrene Situationen. Wo ich mir klar werde, in jedem Menschen steckt etwas sehr Kostbares, Liebenswertes, eine „Gottesgabe“, gehe ich anders mit ihm um; und noch heute kann es geschehen, dass ich aus einem angstbesetzten Zusammentreffen erleichtert, ja sogar beschenkt, heimkomme. Jeder Mensch „Dorothea“, deshalb gehen sie uns etwas an, die verfolgten Schwestern und Brüder in unserer Welt, deshalb brechen wir auch über ihren Verfolgern den Stab nicht, deshalb muss ich niemand aufgeben, auch mich selber nicht. Dieter Eisenhardt Dekan i.R.

Weitere Wortbeiträge finden Sie hier...