Erstellt am: 23.12.2022 20:07
Von: Diakon Manfred Zoll, Kirche Unterwegs, Weissach im Tal


Weihnachten

Wir haben die Wahl...


Mal etwas ganz Neues tun...

Haben sie schon mal versucht, etwas ganz Neues zu tun, was sie bisher noch nie versucht haben? Zum Beispiel mit geschlossenen Augen auf einem Bein zu stehen und dabei Klavier zu spielen oder mit dem Fahrrad das Stilfser Joch zu erklimmen und dabei einen Liebesbrief zu schreiben …?

Eine kleine Geschichte erzählt, wie ein paar hartgesottene Viehzüchter unerwartet Zeuge eines wirklich besonderen Spektakels wurden. Während sie nächtens ihre Tiere vor Wölfen und anderem Ungemach schützten, hörten sie plötzlich Stimmen von fremden Wesen. Diese – es wird von Engeln gesprochen – hätten sie aufgefordert, ihre Herden im Stich zu lassen und zu einem bestimmten Stall zu gehen. Dort sei ein Kind zur Welt gekommen mit Namen Jesus. Und dieses Kind würde, wie sein Name sagt, die Welt retten. „Aha, die Welt retten!“ murmelt man vielsagend und wendet sich wieder dem nächtlichen Tagesgeschäft zu. Doch die Story ließ die Männer nicht los. Sie folgten den Engelsstimmen, um das Neue mit eigenen Augen zu betrachten. Und was sie sahen, entsprach der engelhaften Kunde.

Wirklich verrückt wird die Geschichte, wenn man die Perspektive wechselt. Man sieht: Gott tut etwas ganz Neues, das er noch nie getan hat. Ihm wird zwar nachgesagt, er hätte die Welt erschaffen, Tiere, Pflanzen, traumhafte Landschaften und eben auch Menschen. Doch nun wird er Mensch. Das ist nun wirklich völlig neu. Und was er tut, ist unumkehrbar. Dieses kleine Menschenkind, das in tausenden Liedern besungen und in unzähligen Geschichten gewürdigt wird, es kam in die Welt – durchschnittlich wie du und ich, 50 cm, 3.400 g. Und es wird Teil der Geschichte, unserer Weltgeschichte. Unumkehrbar. Wer einmal geboren wurde, ist einfach da.

Dieses Jesus-Kind schreibt fortan selbst Geschichte, so wie alle Menschen. So wird Gott Teil von Raum und Zeit, mit aller Vergänglichkeit und Hinfälligkeit. Sein Weg, den er in seiner Freiheit beschreitet, den er aufgrund seiner Liebe geht, ist unumkehrbar. Er baut ihn nicht zurück, sondern geht ihn immer weiter. Er zielt darauf ab, dass viele sich ihm anschließen, weil es der Weg der Liebe und des Friedens ist.

Von Anfang an war dieser Weg bedroht – die junge Familie erlebte gefährliche Zeiten. Wer liebt und für Frieden eintritt, macht sich Feinde. Aber wer den Weg Gottes, der Liebe, des Friedens mitgeht, kann sich und den Menschen in die Augen sehen. Und er kann aufblicken zu Gott und sein „Fürchtet euch nicht!“ und „Frieden auf Erden!“ mit allen Sinnen empfangen, kann es verschlingen wie der Hungrige ein Stück Käse oder Schwarzwälder Kirschtorte. Gott wird Teil der Geschichte. Und nun kann man sich zu ihm verhalten: Gleichgültig bleiben, ihn ablehnen oder begeistert sich dazugesellen, ohne Furcht und mit einem Herzen voller Frieden – wir haben die Wahl.

Diakon Manfred Zoll, Kirche Unterwegs, Weissach im Tal


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