Erstellt am: 03.11.2009 15:11
Von: Pfr. z.A. Dr. Jörg Schneider, Murrhardt


Zeitumstellung

Ist dadurch wirklich eine Stunde gewonnen? Von der göttlichen und menschlichen Zeit...


Heute Nacht werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Scheinbar gewinnt man irgendwann in der Nacht eine Stunde im Leben. Doch die meisten Menschen werden diese Stunde verschlafen, oder lesend oder Musik hörend auf Bahnhöfen und Flughäfen verbringen, bis es wieder weitergeht. Ist etwas gewonnen? Nicht wirklich, denn im Frühjahr geht bei der Umstellung auf die Sommerzeit die Stunde wieder verloren. Außerdem: Die Uhren messen nicht die Qualität unserer Lebenszeit. Die Uhr erinnert uns aber daran, dass immer mehr Zeit hinter uns liegt, und niemand weiß, wie viel noch vor ihm. Die Uhr fordert auf, die tickende, die verrinnende Zeit in gelingende Lebenszeit zu verwandeln. Das ist nicht immer leicht. Wie die Zeitspanne, die einem gegeben ist, nutzen? Soll man jede Minute ausfüllen, oder lieber entspannen und die Sorgen des Tages wegschieben? Wie das Leben intensiv erleben, nichts versäumen und doch keiner Überaktivität verfallen, die doch nur das Ende der eigenen Zeit verdrängt? Diese Balance ist nicht leicht zu halten. Im Psalm 31 sagt ein Beter zu Gott: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Meine Lebenszeit erhält ihren Sinn nicht allein aus meiner Arbeit, aus meinen Freizeitaktivitäten oder aus meinem süßen Nichtstun. Sie erhält ihre Form und ihren Sinn nicht so sehr aus uns selbst, sondern viel mehr von Gott her. In seinen Händen formt er unsere Lebenszeit. Er hat uns in diese Welt gestellt, in diese Zeit, in unsere Familien, in unseren Freundeskreis. Wir leben hier und heute. Und wir haben von Gott Zeit geschenkt bekommen, darin zu wirken, zu arbeiten, zu beten, die Zeit zu genießen und auch zu uns selbst zu kommen. „Meine Zeit steht in deinen Händen“: Deshalb ist jede Stunde geschenkte Zeit und gewonnene Zeit. Unsere Zeit wird somit mehr –nicht weniger. Und sie ist in Gottes Händen gut aufgehoben.

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