Erstellt am: 09.10.2009 14:49
Von: Pfr. Steffen Kaltenbach, Fornsbach


Sag mal Danke!

Für eine Kultur der Dankbarkeit


Liebe Leserin, lieber Leser, als Kind habe ich Danke zu sagen gelernt. Manches Mal kam dieses „Danke“ mühsam über die Lippen. Aber gelernt ist gelernt. Auch mir selbst tut das Danken gut: Danken fördert die Wahrnehmung für Vieles, das mein Leben bereichert. Wie oft höre ich: „Wozu danken? Mir steht das doch zu! Ich habe schließlich dafür bezahlt!“ Wenn in den Köpfen Geld alles ist, dann gerät der in Vergessenheit, der hinter allem steht: Gott, der Schöpfer der Welt. Und mit ihm der Bauer, der oft weit unter der Kostendeckungsgrenze seine Milch verkaufen muss, und der den Druck an seine Kühe weitergibt: Immer mehr Leistung zu immer geringeren Kosten. Ausgelaugte Muttertiere haben nach der Geburt ihres Kalbes nicht mehr die Kraft aufzustehen. Und zahlreiche bäuerliche Betriebe werden das derzeitige Milchpreisdumping nicht überleben. Wie diesen Bauern geht es anderen, deren Einkommen jedes Zeichen von Dankbarkeit vermissen lässt: Wer von einer 40-Stundenwoche seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann, erlebt im Undank seinen Lohn. Der König Kunde bestimmt den Markt, und seine Ausgaben sind oft nicht mehr als Almosen. Weil wir alle Kunden sind, beherrschen wir das Marktgeschehen und vergessen unsere Abhängigkeit. Wir brauchen die Bauern, die uns versorgen: Mit harter Arbeit, mit kargem Einkommen, mit unbezahlten Überstunden und oft ohne Urlaub – zu Bedingungen, die nur wenige akzeptieren würden. Wir brauchen Kühe, die gesund und artgerecht leben, wenn sie schon ihre Milch an uns Menschen abgeben. Wir brauchen das Land, das unsere Nahrung und die der Tiere zu ernten erlaubt. Und wir freuen uns an der Kulturlandschaft, in der andere Urlaub machen, weil Bauern sie pflegen. Die Vielfalt und die Schönheit der Schöpfung verdanken wir Gottes Kreativität. Die Schöpfung zu bewahren ist unser Auftrag – gemeinsam mit der Bäuerin von Nebenan, mit dem Lebensmittelgeschäft um die Ecke und damit auch mit unserem Geldbeutel. Erntedank 2009 ist für mich der Aufruf für eine Kultur der Dankbarkeit: Danke, guter Gott, Danke, liebe Bäuerin, Danke für alles, was ich zum Leben habe. Steffen Kaltenbach, Pfarrer, Fornsbach.

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