Die Qual der Wahl

Bibel und Gottesdienst als Entscheidungshilfen

---

Wer die Wahl hat hat die Qual. Manches Sprichwort kann einen schon nerven. Warum? Weil es oft stimmt, obwohl man es nicht wahrhaben will. Ich bin auf dem langen Heimweg mitten in Frankreich. Der Urlaub war schön, die Rückreise gehen wir gelassen an. Jetzt bei Paris müssen wir uns entscheiden, wie wir diese Riesenstadt möglichst geschickt umfahren. Die Straßenkarte einmal kurz studiert und die Sache scheint klar zu sein. Doch zur Sicherheit wird das nächste Etappenziel auch auf dem Navi eingegeben. Damit beginnt das Problem: die nächste Abfahrt sollen wir rausfahren, sagt die nette Frauenstimme. Aber unser Kartenblick versichert uns, dass wir noch 25 km in die augenblickliche Fahrtrichtung fahren müssen. Was tun? Der eigenen Vernunft vertrauen oder eher der Technik glauben? Wer die Wahl hat hat die Qual... Nicht immer ist die Richtigkeit der Wahl so schnell offensichtlich wie bei einer Autofahrt. In diesem Monat haben wir die Qual der Wahl, in welche Richtung die Politik in unserem Land in den kommenden vier Jahren weitergehen soll. Wie schwierig das sein kann, das haben die Landtagswahlen am vorletzten Sonntag gezeigt. Nichts ist eindeutig. Nichts von vornherein klar. Wer koaliert mit wem? Wem soll ich glauben? Wem kann ich vertrauen? Wer die Wahl hat, hat die Qual... Die Wahl zu haben ist nicht einfach. Tue ich das Richtige mit meiner Wahl? Wie immer ich mich entscheide, es ist letztlich eine Sache des Vertrauens. Vertrauen ist die direkte Übersetzung des Wortes Glauben. Was ich glaube ist meine eigene Entscheidung. Damit ich mich richtig entscheide, brauche ich Entscheidungshilfen. Sonntag für Sonntag bieten die Kirchen ihre Gottesdienste als Entscheidungshilfe für den Alltag an. Die Gottesdienste helfen, einmal Abstand zu gewinnen von den Alltagsentscheidungen. Sie geben einem Kraft, dem eigenen Glauben zu vertrauen. Diese Auszeit hilft, Orientierung zu finden mit guten Worten der Bibel. Wer die Wahl hat, hat die Qual – es stimmt schon: Unser Leben besteht aus vielen einzelnen Entscheidungen, um die wir nicht herumkommen. Und oft bleibt uns bei der Entscheidungsfindung nur eines übrig: Zu glauben. Darauf zu vertrauen, dass diese Entscheidung nun die richtige ist. Wir haben uns vor Paris für den Navi entschieden. Heimgekommen sind wir so oder so. Wohl dem, der in seinem Leben zu glauben gelernt hat. Pfarrer Günter Koschel, Evang. Markuskirche Backnang

---